Eine Glocke auf großer Tour - Abnahme der Stürmerin am 15. April 2009


Am 15.04.09 hat ein Autokran die schadhafte „Stürmerin“ aus dem Turm der Kastler Klosterkirche gehievt.
Auf einem LKW wurde sie dann nach Nördlingen gebracht, wo der Riss in der Glocke geschweißt werden soll. In etwa zweieinhalb Monaten, rechnet Andreas Kneißl von der Kirchenverwaltung Kastl, wird die Stürmerin wieder in der Kirche an ihrem angestammten Platz hängen – und auch wieder besser klingen. Bei einem Probeläuten vor einigen Tagen hatten sich die Kastler entsetzt an die Ohren gefasst: Blechern und stumpf kamen da die Töne aus dem Turm gescheppert.
Zahlreiche Kastler haben sich oben bei der Kirche eingefunden, um der Reise der Glocke zuzuschauen: Einige Zeit dauerte es, bis am gelben Teleskoparm des Krans die betagte Glocke hing. Etwa 2,8 Tonnen bringt die Stürmerin auf die Waage, bei einem Durchmesser von knapp 1,7 Metern. Die Turmfalken, die im Kirchturm ihr Domizil haben, waren in heller Aufregung. Augenscheinlich mussten vor lauter Aufruhr einige Jungvögel ihren Jungfernflug notgedrungen etwas vorziehen: Nach einigem Zögern ließen sie sich doch von der Fensterbrüstung fallen – und flogen.
Am Kran senkte sich langsam die Stürmerin nach unten, von Simon Westermann von der Firma Bachert begleitet. Er regelte das vorsichtige „Einparken“ der Glocke auf dem Lastwagen, mit dem sie nun Richtung Westen transportiert wird. In Nördlingen, in der Glockenschweißerei Lachenmeyer, werde die Glocke geschweißt und dazu bis zum Rotglühen erhitzt, sagt Kneißl. „Da darf aber niemand zuschauen, wie die das machen, das ist Firmengeheimnis“, fügt er an.
Wenn die reparierte Glocke wieder in den Turm zurückkehrt, bekommt sie Gesellschaft: Drei neue Glocken werden gegossen, um das Ensemble aus dem 14. Jahrhundert zu entlasten. Die Stürmerin behalte aber den zentralen Platz und bleibe auch die größte Glocke - „das war uns wichtig“, so Kneißl. Am 5. Juli werden die neuen Glocken feierlich geweiht, dabei sein wird auch Pater Dr. Beda Sonnenberg OSB, der Prior-Administrator der Benediktinerabtei Plankstetten. Liturgische Premiere haben die neuen Glocken am 25. Juli, aber da wird die reparierte Stürmerin sicher auch ein bisschen mitläuten dürfen.

Text: Magdalena Kayser-Meiller
Fotos: Andreas Kneissl




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