Kirche St. Peter

   

 

Die Architektur der Pfarrkirche

Die Kirche erweckt ehrfürchtiges Staunen. Der Bau fällt in mannigfacher Hinsicht aus dem Rahmen der einheimischen Kunstentwicklung.

  

Besondere Beachtung findet das vierjochige Tonnengewölbe des Mittelschiffes. Eine solch ausgedehntes Tonnenwölbung in romanischer Zeit ist ein Unikum in der deutschen Architekturgeschichte. Es handelt sich um das größte Tonnengewölbe rechts des Rheines.

Eine weitere Besonderheit für unser Gebiet ist auch der Stützenwechsel. Hochschiffwände und Arkaden werden abwechselnd von Säulen und Pfeilern getragen. Kastl bietet das erste bayerische Beispiel eines Stützenwechsels. Es kann angenommen werden, dass in Kastl ein Baumeister tätig war, der aus einer fremden Schule stammte. Die Geister der Reformklöster Cluny (Burgund) und Hirsau (Schwaben) werden in dieser Basilika deutlich wirksam . Sie ist eindeutig ein Ableger der burgundisch – klunizianischen Baukunst. Ein Gotteshaus, dessen bauliche Harmonie und Vollkommenheit nur durch Gläubigkeit „Alles meinem Gott zu Ehren“ entstehen konnte.

   

 

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Klosterkirche:

Die Fresken:

 

Das Kastler Glockengeläute ist vermutlich das größte geschlossen erhaltene mittelalterliche Glockenensemble des Süddeutschen Raumes:

 

Das Stifterdenkmal neben dem Eingang zur Vorkirche (mit Relief):

 

Wappenfries an den Hochwänden des Mittelschiffes

 

Die "Kastler Madonna"

Dieses gnadenreiche, auf Holz gemalte Bild unserer lieben Frauen mit dem Kindlein Jesu ist um das Jahr 1590 in dem Stift und Kloster zu Kastl gefunden: von einem bilderstürmersichen Calvin-isten mit dem Nagel zerkratzt und in das Feuer geworfen worden.
Als aber dieses Bild lange darin gelegen und jedoch durch übernatürliche Kraft, obschon von Holz, doch von dem Feuer nicht können verletzt werden, ist selbes von einem Bürger zu Kastl herausgezogen und mittler Zeit dem Wohl Ehrwürdigen Herrn Wolfgang Jakob Sedlmayr, Spitalpfarrer allhier in Amberg, von diesem aber aus innerlichem Antrieb der Kirche der Societas Jesu geschenkt und 1695 unter dem Titel

-Maria, der von Flammen unversehrte Dornbusch-

zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt worden, allwo dieses marianische Gnadenbild deren eifrigen Liebhabern Wunder wirkt ... in Gnaden immerzu heilet.


Das Original dieses Bildes befindet sich in der ehemaligen Jesuitenkirche zu
St. Georg in Amberg auf einem Seitenaltar. Daneben erklärt eine steinerne Tafel mit oben zitiertem Text die Geschichte des Gnadenbildes.

Der einzigartige Titel der Gottesmutter rührt vom wunderbaren Geschehen um dieses Bild her. Der tiefere theologische Sinn liegt in der Parallele zum brennenden Dornbusch in der Wüste, in dem Gott erstmals seinen Namen offenbarte (Ex 3,14), denn in der Menschwerdung Jesu Christi aus Maria, der Jungfrau hat Gott sich noch viel konkreter geoffenbart.
Den Dornbusch als Sinnbild für Maria als Jungfrau und Mutter deutet folgende Antiphon aus der Vesper vom Hochfest der Gottes Mutter Maria (1. Januar):

"O Dornbusch, den Mose schaute! Brennend verbranntest du nicht. In dir erkennen wir ein Gleichnis der seligen Jungfrau, die unversehrt gebar. Gottesmutter, bitte für uns."

 

Das Mumienkind, die kleine Prinzessin Anna und das Schweppermann Denkmal in der Vorkirche:

 

 

 

 

Geschichtliches zur ehemaligen Benediktinerabtei, seit 1808 Pfarrkirche

Patrozinium St. Peter, 29. Juni

   
Nach der Überlieferung geht die Burganlage in die Zeit Otto II (973-983) zurück.
1098

wird die Burg in ein Kloster umgewandelt (päpstl. Bestätigung 1102).Die Stifter sind die Grafen Berengar I, von Kastl-Sulzbach, Friedrich von Kastl-Habsberg, dessen Sohn Otto und Gräfin Luitgard.

1103 kamen zwölf Benediktiner von Petershausen bei Konstanz mit ihrem Reformabt Theoderich nach Kastl. Die Abtei war anschließend bis ins 13. Jahrhundert Doppelkloster (Benediktinerinnen). Der Kirchenbau ist wohl sofort mit Eintreffen der Mönche begonnen worden.
1129 werden der Chor und eine Egidiuskapelle geweiht.
1231 hört man von einem Altar zu Ehren des hl. Paulus und des hl. Servatius
1311  wird der Altar des hl Michael, aller Engel und der hl. Elisabeth v.Th. geweiht.
1235 erhielt das Kloster das Recht bestätigt, in der Kirche begraben zu dürfen: sie wurde so eine der bedeutendsten Grabstätten des oberpfälzischen Adels.
1264 stürzte der nördliche der beiden Osttürme ein (wurde nie wieder aufgebaut) und beschädigte außer einem Klosterflügel auch den Chor. Aus dieser Zeit der Wiederherstellung stammt die schöne frühgotische Säule im Chor (links).
Die Spätgotik fügte etwa ab 1460 bis nach 1500 die Kapellen seitlich des Langhauses an.
1552 litt der Klosterbau unter einem verheerenden Feuer.
1556 führte Ottoheinrich das calvinistische Bekenntnis auch in Kastl ein

Für die Abtei hatte die letzte Stunde geschlagen. 

1625 zog in Kastl wieder ein katholischer Priester ein
1636 wird Kastl den Jesuiten zum Unterhalt ihres Kollegiums in Amberg übergeben.
1674-1715 werden die zwei Nebenschiffe der Vorhalle und des Chores großenteils abgebrochen.
Die mittelalterlichen Fresken wurden übertüncht, die Gebeine der Stifter neu erhoben neu Altäre erstellt (auch der Renaissancealtar von 1502 verschwand);
1679 fiel der Lettner.
Die Konsekration der renovierten Kirche mit 5 Altären vollzog 1715 der Eichstätter Weihbischof
Nach der Aufhebung der Societas Jesu (1773) folgten die Malteserritter (1782), die den jetzigen Hochaltar errichteten.
Der Säkularisation fiel auch Stift Kastl zum Opfer; die Basilika wurde ab 1808 Pfarrkirche.
In einen Teil der Klostergebäude zog 1825 das Landgericht Kastl ein.
Nach Aufhebung der Ämter waren in den leerstehenden Räumen während der Hitlerzeit ein Landschulheim und eine Abteilung des weiblichen Arbeitsdienstes untergebracht sowie rückgeführte Auslandsdeutsche.
Nach dem Zusammenbruch boten sie heimatvertriebenen Flüchtlingen ein Asyl.
Da sich im wasserdurchlässigen Untergrund (Dolomitgestein!) Klüfte bildeten und dieser in Bewegung geriet, mussten 1952/53 der Turm und 1954/57) der nach Süden vorspringende Flügel des Konventgebäudes abgetragen und wieder neu aufgebaut werden.
Von 1958 bis 2006 war das Europäisch-Ungarische Gymnasium beheimatet.
Im Januar 2007 ist die große Glocke des 4-stimmigen Geläutes, die sogenannte Sturmglocke, Stürmerin oder Kaiserglocke gesprungen und muss neu geschweisst werden.

Mesner

Albert Prün, Andreas Kneissl